Rab hab acht
Im Nest dicht an dicht, vier junge Raben mit regennassem Gefieder. Heiseres Krächzen, den Wurm noch unverdaut. Offene Schnäbel hungrig und laut.
Ein Räblein fällt hinaus. Doch Schwingen ohne Gefieder zum Fliegen nur wenig taugen. Die anderen verlieren es aus den Augen, doch bleibt ihr Geschrei.
Ein Fuchs, den Baum schon lange umkreist, mit schmalem Blick die magere Beute verspeist.
Die Hexe tritt aus ihrem Haus. „Was soll das Krächzen, das üble Geschrei?“ Ein Blick und alles ist klar. „Diese magere Beute gehört mir. Geh weiter Herr Fuchs, such ein anderes Frühstück dir.“
Den Raben gerettet, trägt sie ins Haus.
Hab vor dem Raben acht
Der Rabe mit glänzend schwarzem Gefieder, lässt sich auf der Hexe Schulter nieder. Sie streichelt seine Federn und spricht: „Mein Zauberrabe, wie gut hab ich dich.“
Vollmond versteckt sich hinter wabernden Schwaden aus Nebel. Die Hexe zieht ihren magischen Kreis. Sie setzt sich und spricht: „Zieh aus Rabe und folge dem Licht.“
Der Rabe fliegt dem Vollmond entgegen, die Hexe am Boden beginnt ihren Spruch zu weben.
Da hat die Hexe die Dunkelheit der Leere gefangen und der Rabe ist von ihr gegangen.
Die beschworenen Dämonen, sie für den Zauberbann belohnen. Ein Schrei und mit der Hexe ist es vorbei.
Rab fliegt Acht
Er flattert von Ast zu Ast und fühlt sich hier als Gast. Ganz sacht, vermisst er auch schon mal die Hexe bei Nacht.
Viel hat er von ihr gelernt, auch von Äpfeln und Käse er schwärmt. Unüblich für einen Raben, aber nicht für einen mit seinen Gaben. Die anderen staunen in den Bäumen, was er zaubert – zu ihrem Schutz und in ihren Träumen.
Dann trifft sie ihn wie ein Schlag. Süss, gar nicht wie ein Rab. Kohlschwarz ihr Gefieder und sie kommt immer wieder. Gemeinsam fliegen sie um die Sonne eine Acht, bis er dann später das Nest bewacht.
© Carolyn Pini, 2010